„Eine Übernahme wäre weder für die Wohnungsmärkte noch für die Mieterinnen und Mieter ein positives Signal“, stellt Franz-Xaver Corneth, Vorstand des Mieterverein Köln klar und erklärt, „dadurch wird keine einzige Wohnung geschaffen. Das ist es aber, was wir angesichts der steigenden Mietpreise und der Aufnahmen von Flüchtlingen dringend brauchen: mehr Wohnungen!“ Vor dem Hintergrund des Transaktionsvolumens von rund 14 Mrd. Euro einschließlich der Aufnahme neuer Kredite erscheint es fraglich, ob der Wohnungsgigant seine Ankündigung, erstmalig auch in größerem Umfang neu bauen zu wollen, tatsächlich einhalten könnte.
Im Gegenteil befürchtet der Mieterverein Köln, die Fusion hätte Nachteile für die Mieterinnen und Mieter bedeuten können. „Die Übernahme der Deutsche Wohnen hätte den Druck zur Kostensenkung einerseits und Steigerung der Einnahmen andererseits erhöhen. Es wäre nicht verwunderlich, wenn anschließend die Mieten steigen“, erläutert Corneth.
Ein negatives Vorbild ist die Vonovia auch in der Frage der Umgehung der Grunderwerbssteuer durch Veräußerung von Unternehmensanteilen. „Nach eigenen Angaben würde das Unternehmen so einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an der Finanzbehörde vorbei schleusen. Das ist zwar augenblicklich legal, aber dennoch ein Skandal!“, so Corneth.
Ein weiter anhaltender Wachstumskurs der Vonovia wäre aber auch aus anderen Aspekten kritisch zu bewerten. So wird unternehmensseitig behauptet, die Größe mache sich auch für die Mieter bezahlt, da Dienstleistungen und Materialien durch die großen Wohnungsunternehmen günstiger eingekauft werden könnten. „Wir stellen jedoch fest, dass die Mieten und Betriebskosten weiter steigen“, so Franz-Xaver Corneth. „Insbesondere bei Modernisierungen bittet das Unternehmen die Mieter zur Kasse. Aber auch bei den Betriebskosten finden sich immer neue Kostenpositionen, die aus unserer Sicht zweifelhaft sind.“