Kreuzfeld

Kölns ewige Frage

Kreuzfeld ist ein Areal im Kölner Norden, unweit von Blumenberg. Kreuzfeld ist ein Stadtteil, der für circa 6.000 Menschen einmal entstehen soll. Kreuzfeld sollte längst entstanden sein. Schon 1982 wurde das Areal Kreuzfeld im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen. Kreuzfeld ist aber immer noch Acker und Grünfläche.
1993 wurde sogar ein Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Ergebnis es war, den neuen Stadtteil als Spiegelbild des gegenüberliegenden Stadteils Blumenberg anzulegen. Anschließend erwarb die Stadt Köln auch den größten Teil des Geländes. Der Plan, Kreuzfeld als Pendant zu Blumenberg zu errichten, wurde längst verworfen, es sollte neu geplant werden. Dabei ist es geblieben. Nicht ein Spatenstich erfolgte bis zum heutigen Tag.

Kölns Oberbürgermeisterin Reker erklärte den Kampf gegen den Wohnungsmangel in der Vergangenheit als eine ihrer wichtigsten Aufgaben der verbleibenden Amtszeit. „Wir müssen endlich den neuen Stadtteil nördlich Chorweilers planen, den Stadtteil Kreuzfeld“, sagte sie gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.
Schon vor zwei Jahren hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, bis zu diesem Sommer eine Analyse zur Vorbereitung des Projekts vorzulegen. Dies erfolgte nicht. Vielmehr geht die Stadt nun davon aus, dass mit Bauarbeiten zur Erschließung in rund fünf Jahren begonnen werden kann. Bis dahin soll auch die Planung abgeschlossen sein.

Bereits 1982 wurde Kreuzfeld im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche ausgewiesen, nun sollen die Bauarbeiten im Jahr 2023 beginnen… Die Mühlen in Köln mahlen langsam. Dabei benötigt Köln dringend (bezahlbaren) Wohnraum. Die Stadt platzt nun schon aus allen Nähten, dabei ist Fläche, wie dargestellt, vorhanden. Vergleicht man Köln mit der nächstgrößten deutschen Großstadt München, stellt man fest, dass München Ende 2016 1.464.301 Einwohner hatte, verteilt auf eine Fläche von 310,7 Quadratkilometer. Köln hingegen 1.075.935 Einwohner, die auf eine Fläche von 405,02 Quadratkilometer leben (Köln hatte zu diesem Zeitpunkt eine Bevölkerungsdichte von 2.657 Einwohnern je Quadratkilometer, München eine von 4.713 Einwohnern je Quadratkilometer).

In München leben also circa 35 Prozent mehr Menschen als in Köln, obwohl die Fläche dort circa 23 Prozent kleiner ist. Fläche ist also vorhanden, vor allem im Kölner Außenbereich. Wie zum Beispiel in Kreuzfeld. Die Ausweitung des Wohnungsbaus im Außenbereich darf somit kein Tabu sein. Insbesondere wenn man die Prognose für die Bevölkerungsentwicklung in den nächsten zwei Jahrzehnten betrachtet. Die Prognosen schwanken, der IT NRW (Landesbetrieb Information und Technik des Landes NRW) geht jedoch davon aus, dass bis zum Jahr 2040 die Kölner Bevölkerung auf 1,234 Millionen Menschen ansteigen wird! Kölns Fläche wird in diesem Zeitraum jedoch nicht wachsen. Die vorhandene Fläche muss somit effizient genutzt werden. Sie muss bebaut werden. Kreuzfeld steht symptomatisch für dieses Problem.

Natürlich bedeutet dies auch einen Eingriff in die Natur. Doch berücksichtigt man den Vergleich mit dem flächenmäßig wesentlich kleineren München, was über eine weit zahlreichere Bevölkerung verfügt, müsste es hier jedoch möglich sein, dass eine Lösung geschaffen wird, die sowohl die Wohnungsbauproblematik als auch die Natur, insbesondere die erforderliche Frischluftschneise und auch infrastrukturelle Probleme ausreichend berücksichtigt.
Zwischenzeitlich sind sogar einige Bauunternehmen mit einer „Integrierten Potenzialraumanalyse“ in Erscheinung getreten und haben diese den Bezirkspolitikern auf Einladung des Chorweiler Bezirksbürgermeisters Zöllner (CDU) vorgestellt. Ein Vorstoß, den man eigentlich begrüßen muss, jedoch sieht dieser einen Verzicht auf die 30-Prozent-Quote für den sozialen Wohnungsbau vor, den die Stadt Köln für Neubaugebiete vorsieht. Begründet wird dies damit, dass schon das Umfeld einen sehr hohen Anteil an preiswerten Angeboten ausweist. Sollte Kreuzfeld einen Beitrag zur besseren sozialen Mischung anstreben, müsste dies auch Einfluss auf die Quotenvorgabe haben.

Nein, dem widersprechen wir! Die 30-Prozent-Quote basiert auf einem Beschluss des Rats der Stadt Köln, dem sogenannten „Kooperativen Baulandmodell“. Dies verpflichtet Bauherrn und Investoren bei Planvorhaben, die eine Bebauungsplanung benötigen, dreißig Prozent der Wohnungen als öffentlich geförderten Wohnraum zu errichten. Und an diesem mangelt es in Köln ohnehin schon! 2016 verfügte Köln über 555.786 Wohnungen, wovon aber nur 6,8 Prozent öffentlich gefördert werden. Allerdings haben circa 50 Prozent der Kölner Bevölkerung einen Anspruch auf eine geförderte Mietwohnung. Wenn nun tatsächlich circa 6.000 Wohnungen errichtet werden, muss auch hier die 30-Prozent-Quote zwingend beachtet werden. Wenn die Hälfte der Kölner Bevölkerung einen Anspruch auf eine öffentlich geförderte Wohnung besitzt, muss man sich auch bei derartigen Großprojekten an den Bedürfnissen der Kölner Bevölkerung orientieren. Die Stadt Köln ist ihren Bewohnern gegenüber verpflichtet!

Kreuzfeld stellt eine Herausforderung dar, das ist uns bewusst. Aber diese Herausforderung ist es wert. Denn Kreuzfeld ist auch eine Chance. Kreuzfeld soll Heimat für mehr als 6.000 Kölnerinnen und Kölner werden. Das Projekt Kreuzfeld muss endlich starten. Kreuzfeld darf nicht Kölns Atlantis werden, bevor es überhaupt entstanden ist.

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